Shukar Collective – Rromatek – Press

REVIEW: Rromatek @ TRUST

SHUKAR COLLECTIVE ­ ‘Rromatek’

Rumänische Musiker zweier Szenen, wenn nicht zweier Generationen treffen

sich im Shukar Collective, um die traditionellen Spielweisen (hier vor

allem Roma-Musik) aus dem Weltmusik-Ghetto (das es trotz des

begriffsimmanenten Widerspruchs sehr wohl gibt) zu befreien. Die Musiker

der Band Shukar spielen mit Musikern der Elektro-Szene unter dem Signum des

Rromatek: Roma und Techno(logie). Dabei werden die analogen Sounds von

Shukar, erzeugt auf Geige, Akkordeon, Perkussion (u.a. Löffel) und

Kontrabass sowie dem Gesang der Ursari-Roma auf einem facettenreichen

Beat-Bett serviert, dass zwischen Drum & Bass, Dub, Reggae und HipHop

changiert. So klingt dann das Endergebnis gar nicht so wahnsinnig exotisch,

die traditionellen Elemente werden aber auch nicht bloß als

interessante Effekte benutzt, sondern gehen mit den modernen Anteilen

eine durchaus reizvolle Verbindung ein.

(stone)

Eastblok (Ausgabe 126)


ROMA IN DER DISKO (LVZ, 01.12.07)

Das Shukar Collective aus Bukarest beim Festival Off Europa: Nach Süden am 2. Dezember, 20.30 Uhr in der naTo Reihe Ostwind

Romamusik eroberte in den letzten Jahren die Tanzflächen der Clubszene, dafür sprechen die kommerziellen Alben von Shantel aus Frankfurt oder die legendären Baikaltrain Tanzabende im UT Connewitz. Doch der europaweite „Gypsytrend“ strahlt auf den Balkan zurück. Das Bukarester Musikerkollektiv Shukar Collective um Dan Handrabur, Cristian Stanciu und DJ Vasile holt mit Hilfe elektronischer Klänge archaische Melodien der Romamusik in die Neuzeit, um die „Roma- und die Clubkultur zu versöhnen.“ Lucian Stan alias DJ Vasile hat für das Album Rromatek (EASTBLOK) erneut a-capella-Aufnahmen der Ursari-Sänger Tamango, Classic und Napoleon durch den Computer gejagt. Als Remixer dabei war auch Cristian Stanciu: „Alles was wir auf der Straße hören, kann für uns Teil eines Songs werden. Das ist so eine Art Reflex. Wir haben sofort daran gedacht diese Stimmen in unsere elektronische Welt zu integrieren.“ Schon auf seinem Debutalbum „Urban Gypsy“ brachte das Shukar Collective Gesangsfetzen der Roma in die urbane Welt von Drum and Bass, Lounge und Trip Hop. Dabei blieb die rätselhafte Seite der Ursarilieder meist erhalten. Und man kann auch auf dem neuen Album hören wie Napoleon oder Tamango mit Löffeln, Fingern oder auf Holzfässern bizarre Sounds erzeugen. Rromatek klingt wie aus einem Guss, was daran liegt, das nicht mehr so viele Musiker ihre Hände im Spiel haben, so DJ Vasile. „Wir sind jetzt von Napoleon und Tamango zu Sorin gewechselt, er ist unser neuer Sänger. Sorin ist ein professioneller Musiker, er lebt von Hochzeiten, wir können mit ihm auf der Bühne ganz anders kommunizieren.“ In Rumänien spielt das Shukar Collective meist vor jungen Leuten, die bisher kaum etwas mit Zigeunermusik zu tun hatten. Dabei werden Zigeunermusik und Technologie nicht gegeneinander ausgespielt, sondern gehen eine groovende Verbindung ein. Eine Verbindung, die in jedem Konzert neu getestet wird. Doch beim Shukar Collective gibt’s nicht nur elektronische Sounds, denn Dan Handrabur hat seine Geige wieder aktiviert, „Ich habe eher diesen psychedelischen Stil auf der Geige, denn ich kann sowieso nicht so spielen wie ein echter Gypsymusiker. Rromatek, unsere neue CD ist ein aufrichtigeres Album geworden, das widerspiegelt, wie wir mit den Zigeunermusikern arbeiten. Dabei entstand ein tanzbarer Hybrid aus urbanen Klängen und Rootsmusik.“ Nach einigen Konzerten in der Schweiz und Österreich kommt die Band aus Bukarest am 2. Dezember nach Leipzig in die naTo.

Grit Friedrich


SHUKAR COLLECTIVE: Rromatek (www.westzeit.de, 01.11.2007)

Eastblok/Indigo

Die Balkan- und Russenmanie gebiert zunehmend auch weniger schöne Kinder, aber dieses hier ist ausnehmend hübsch. Bandname und CD-Titel bringen auf den Punkt, worum es geht: Eine altgediente Romakapelle (Shukar, s.a. deren “Bear Tamers Music” auf Sub Rosa) wird von zwei Bukarester DJs in ein Sound System verwandelt. Löffelbeats treffen auf Sequenzer, Geige und Akkordeon messen sich mit Sampler und drummachine: Roma (mit viel rrr) vs. Techno(logie). “Pam Parai” z.B. beginnt wie Laibach zu NATO-Zeiten, um sich nach 1 ½ Minuten dem hellen Wahnsinn zu ergeben – die Wallachei wird zur Kirmesdisko. Sauber produziert, mit Verständnis für die Prinzipien von Dance und Dub (!!) gleichermaßen, verneigt sich die Techniker- vor der Handwerkergeneration. Und umgekehrt.

Text: Karsten Zimalla

SHUKAR COLLECTIVE (Blue Rhythm, Nr. 35, Herbst 2007)

Der Trend mit Osteuropa-Crossover hält weiter an. Während aber Shantel nach wie vor auf einen Hossa-kompatiblen Bläser-Pop setzt – immerhin perfekt inszeniert -, katapultiert das rumänische Shukar Collective rootsige Gypsy-Klänge auf bislang ungehörte, rhythmische Umlaufbahnen. Das zweite Album vom Collective, “Rromatek” (Eastblok/Indigo), überbrückt genial den offenbar nur theoretisch breiten Graben zwischen der traditionellen Musik der Ursari, der rumänischen Bärenbändiger, und avantgardistischen Breakbeats, die offenbar auch in Bukarest auf der Höhe der Zeit produziert werden können. Die kehligen Gesänge der Frontmänner Tamango und Sorin Shukaru, Löffel-Perkussion, Trommeln, hier und da ein paar Bläser und Akkordeon verbinden sich mit Drum&Bass-Loups, Breaks und Scratches von DJ Vasile und Dan Handrabur zu komplexen, aber jederzeit ergreifenden Klangskulpturen jenseits der vorheragbaren Remix-Kultur.

SHUKAR COLLECTIVE: Rromatek (Wahrschauer, Winter 2007)

Der Albumtitel „Rromatek“ lässt kreative Geister vermuten, dass die hier dargebotene Musik mit Rumänien und Technik zu tun hat; letzte Zweifel werden durch den Aufkleber „Electric Gypsy Beats From Romania“ ausgeräumt. In Zeiten von Russendisko und Bucovina Club überrascht uns die Synthese von traditioneller östlicher Folkore und modernen westlichen Beats nicht mehr- allerdings vereinen sich bei SHUKAR COLLECTIVE mehr als nur diese beiden Einflüsse. Trip Hop, Nu Jazz und sogar Ambient werden hier mit spontan improvisierten Texten kombiniert. Verhallende Trompeten, Violinen, Turntables, Kontrabass und Kaffeelöffel werden mit unaufdringlichen Beats zu einem vielfarbigen, fliegenden Klangteppich verknüpft, auf dem der Hörer sachte in fremde Klangwelten entführt wird. Für westliche Ohren, die sich musikalisch gern in Richtung für sie unerschlossener Weiten östlich des ehemals Eisernen Vorhangs orientieren, mag dieses erstaunlich westlich klingende Album ungewohnt scheinen. Glücklicherweise funktionieren Kreativität und Musik aber in beide Richtungen, und so haben SHUKAR COLLECTIVE einen großen Stein für die musikalisch-kreative Brücke zwischen Ost und West herbeigeschleppt. Dieser kommt -wie immer bei Eastblok- im schlicht und auf die Musik abgestimmten Digipak, das in diesem Fall durch metallische Optik und mechanische Ästhetik besticht. Stark.
(Eastblok Musik/Indigo)

johnniecolt


SHUKAR COLLECTIVE (www.keletizene.de, 28.09.2007)

Berlin, Volksbühne, Grüner Salon

Nicht nur der Mai macht alles neu , wie es uns diese Weisheit aus der Binse jahraus, jahrein insistiert – nö, nö, auch im frühherbstlichen September sprießt so manches zarte Pflänzchen auf und aus dem Boden der Kultur, welches so noch nicht erblickt resp. erhört wurde.
Die Rede ist vom Europäischen Salon, jener frisch (aus-)gesäten Veranstaltungsreihe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, dem ´´jungen Europa´´ einen nährstoffreichen Boden zur Verfügung zu stellen , auf das die daraus sprießenden kulturellen Früchte Einlass finden in die westwärts fixierte Speisekammer.Das Ganze geschieht in Zusammenarbeit mit den Botschaften und Kulturinstituten der Länder, in denen die jeweiligen Akteure beheimatet sind. Eröffnet nun wurde gestern mit dem EU-Neuling Rumänien, einem Land , das für die wenigsten wohl im Zentrum des Interesses steht – ein jeder möge seine eigenen Assoziationen dazu abrufen – trotz des anhaltenden Balkan-Gypsy-Hypes wird da wohl nicht so viel mehr aufscheinen als die gängigen Klischees…
Jenseits aller Stereotypen und (Hör-)Gewohnheiten dann auch die Vorstellung des in Bukarest ansässigen Shukar Collective,welchem nicht nur die Ehre der Eröffnung dieser ambitionierten Veranstaltungsreihe zuteil wurde, sondern die mit diesem Konzert ihre Berlin-Premiere und auch gleich die Veröffentlichung ihres zweiten Albums und die damit verbundene Zugehörigkeit zur kleinen, aber sehr, sehr feinen und überaus engagierten Eastblok Music-Gemeinde feiern konnten und die sich , der Albumname ´´Rromatek´´ deutet es schon an, die Verschmelzung traditioneller Roma-Musik mit elektronischen Klängen zur Aufgabe gemacht haben.
Unter´´Gypsie-Grooves meets Techno-Scratcho-Loops´´ könnte man es flapsig einzusortieren versuchen – schon die Umschreibung dürften Puristen beider Fraktionen auf Abstand halten- aber das trifft es bestenfalls im Ansatz. Melodieführend ganz klar das von Namensgeber Sorin Shukaru meisterlich gespielte Akkordeon im Verbund mit dem zweiten Ursari , dem stimmlich überzeugenden Tamango , der nebenher noch mit den verschiedensten Percussionen zu Gange war, allen voran natürlich den traditionellen Löffeln. Zu seiner Linken Dan Handrabur aka Dreamdoktor, welcher am gestrigen Abend überwiegend als Violiner & Back-Vocalero in Erscheinung trat.Genügend Power also per se, die in mitunter aberwitziger Art & Weise auf noch höherers Level gepusht (und manchmal auch geputscht) wurde von den beiden Elektro(nik)-Technikern Christian Stancu und den in seiner Heimat schon in den Rang einer lebenden Legende erhobenen Lucian Stan aka DJ Vasile. Ab und an konnte man schon den Eindruck gewinnen , den beiden Sampleristen bedürfe es nur noch einer winzigen Drehung am elektronischen Bestecke und ihre drei Vorderleute würde es von der Bühne pusten, mitten hinein ins schwitzende, weil wie elektrisch hochaufgeladen tanzende, den Grünen Salon reichlich füllende Auditorium…
Und da man per Wort Musik nicht mal halbwegs vermitteln kann, gibt es hier wieder die obligatorischen Links für Ton und Bild zum ´´sich selba bilden´´…

(der nächste Europäische Salon findet übrigens am 19.Oktober an gleicher Stelle statt – und das ist dann schon mehr als ein Pflicht-Termin :
Little Cow aka KISTEHÈN TÀNCZENEKAR lassen bitten !!!)

SHUKAR COLLECTIVE: Rromatek (www.schallplattenmann.de, 01.10.2007)

Urban Gypsy, Balkan-Dancefloor – fröhliches Samplen mit akustischer Begleitung, moderne Musik mit östlichen Wurzeln

Unaufhaltsam schwappt die Balkanwelle über den nicht mehr vorhandenen ‘Eisernen Vorhang’ – nun ist sie auch bei den Elektro-Fricklern angekommen. Passt nicht zusammen, was bisher nicht zusammen gehört hat? Dann hören Sie mal in dieses Album!
Was sich beim ersten Kurzdurchlauf als ‘chilliges” Experiment einiger Elektronik-Fans präsentiert, die gerade den Osten entdeckt haben, entpuppt sich nach mehrmaligem Anhören als ein relaxtes Dancefloor-Projekt mit sehr interessanter Zusammensetzung. Diese Art von Musik wird meiner Meinung nach eher etwas für Freunde der gepflegten Elektro-Mucke sein, der Liebhaber eher traditioneller Balkan-Blasmusik könnte sich angewidert zurückziehen. Aber man weiß ja nie!
Vom Klang her arabisch, nordafrikanisch, türkisch mischen sich viele Samples sparsam mit Vocals und meist akustischen Instrumenten wie Flügelhorn, Kontrabass und Perkussion. Die Musik, die dabei herauskommt, lässt sich als ‘Urban Gypsy’ bezeichnen (wie das vorangegangene Debütalbum von der Gruppe selbst treffend tituliert wurde).
Mal mehr Lounge, mal mehr Dancefloor – “Rromatek” ist ein vom Reggae-Rhythmus entkleideter Drum’n’Bass im Balkangewand, moderne Musik mit alten rumänischen Wurzeln, von denen der Autor leider viel zu wenig Ahnung hat.
Drum schwappe munter weiter, liebe Welle!


SHUKAR COLLECTIVE: Bärenmusik der heutigen Tage (www.slavonic-dances.blogspot.com, 30.09.2007)

Seit 28. September findet man in deutschen CD-Theken ein sehr interessantes Album. Die Band (wenn man in diesem Fall von einer Band sprechen kann?) heißt SHUKAR COLLECTIVE und kommt aus der rumänischen Hauptstadt Bucharest. Der Name der Platte RROMATEK (zwei RR sind hier gerade richtig, nicht mehr und nicht weniger, weil so man auf Romani schreibt), was auf eine Verbindung zwischen Romas und Technologie zu Recht hinweisen soll. Es ist schon das zweite Werk der harten Männer aus Rumänien, die erste hieß „Taves Bahtalo!“ und erschien im Jahr 2004 und blieb für mehrere Monate ein Hit, was noch eine Internationale Ausgabe unter dem Namen „Urban Gypsy“ ein Jahr danach bewirkte. In Deutschland, was eigentlich nicht verwunderlich ist, bleibt die Platte bis heute in einem engen Kreis von Leuten, die gezielt auf neue Musik aus Osteuropa suchen, ein Geheimtipp, wohingegen in England, den USA und Kanada diese CD eine Lawine begeisterter Rezensionen auslöste und als „einmalig und total beindruckend“ bezeichnet wurde.

Jetzt gibt es die zweite CD und gerade in Deutschland (sic!), das Berliner Label Eastblokmusik machte es Gott sei Dank möglich.
Die Grundidee zu diesem Projekt ist ganz einfach – traditionellen Gesang der Ursari-Roma mit heutigen Klängen zu vereinigen. Ursari – vom Rumänischen urs – der Bär – sind eine Volksgruppe innerhalb der Roma, verbreitet in Rumänien, Bulgarien und Serbien. Ihren Name erhielten sie von ihrem traditionellen Beruf, den sie seit Jahrhunderten ausüben – der Bärenhaltung, -erziehung und Auftritte mit Bären auf verschiedenen Festen, Jahrmärkten etc. Der Leadersänger von SHUKAR COLLEKTIVE – Tamango ist ein 63-jähriger Ursari. Er singt traditionelle Leader, betreibt Vokalakrobatik auf höchster Stufe, spielt Löffel und verschiedene Hörnchen, macht alles was man als Weltmusikbeitrag bezeichnen kann. Eine Gruppe von DJs und Elektronikmusikern (Dan Handrabur, Lucian Stan u.a.) liefert den modernen Hintergrund mit Turntables, Beats und Samples.

Das Resultat ist wirklich etwas ganz Unerwartetes und Hochinteressantes. Man muss sagen, dass die rumänischen DJs ihr Handwerk sehr gut verstehen und sie kommen nicht gerade aus der Ethnoszene, sondern aus Technoclubs, deswegen gibt es keinen la-la-la Balkan-disco-Boy-á-la-Shantel-wischi-waschi-King-of-pop. Ich habe die CD schon mit hartgesottenen Electrofreaks ausprobiert und alle waren sich einig – sie ist Klasse und Tamango, als einer der Ursari, macht sie richtig einzigartig und bärenstark. Wenn „Taves Bahtalo!/ Urban Gypsy“ im Studio entstand, fängt „Rromatek“ den Nomadengeist der richtigen Ursari mit Vocals, die in Hotelzimmern, Backstage bei Konzerten oder während Jam-Sessions in Bussen aufgenommen wurden, ein. Vielleicht kommt deswegen hier die Vokalkunst von Tamango und dem zweiten Sänger, Sorin Shukaru, mehr zum Einsatz, sie klingt wie reine Improvisation vom Anfang bis zum Ende.
Eastblokmusik gelang es mit diesem Release, ein Stück echtes rumänisches Kulturleben nach Deutschland zu bringen, abseits von dieser Flut an Balkan- und Gypsymainstreams, die hier als „Klang des Ostens“ verkauft wird.

P.S.: Für diejenigen, die auf mehr Infos stehen, kann ich noch hinzufügen, dass der Name SHUKAR COLLECTIVE von dem Familiennamen Shukar, oder auf Rumänisch Sucar, kommt, was „fein“ bedeutet. Gerade die Aufnahmen der Familienband der Ursari-Roma SHUKAR bewegte den DJ Vasile aka Lucian Stan das Projekt ins Leben zu rufen.

SHUKAR COLLECTIVE (www.sound-and-image.de, 09/2007)

Shukar Collective – Rromantek

Im Zuge der immer populärer werdenden Musik aus Osteuropa gilt auch für dortige Musiker das Motto: Stillstand ist Rückschritt. Daher heißt es: Neue Nischen besetzen, neue Strömungen kreiern, neue Herangehensweisen ausloten. Das Shukar Collective aus Bukarest hatte 2005 mit dem Album „Urban Gypsy“ angefangen, mit Roma-Musikern von der Straße ein Fusion-Projekt anzuschieben, das uriges Ursari-Repertoire und elektronisch generierte Beats unter einen Hut bringt. Eine vielversprechende Sache, die da auf CD erschien und auch live europaweit umgesetzt wurde. Nun haben sich die Initiatoren weiterentwickelt, das Collective etwas umstrukturiert und ein Folgealbum auf den Markt gebracht. „Rromantek” soll zwar auch weiterhin die Elemente „Zigeunermusik“ und „Technologie” vereinen, ist jedoch wesentlich elektronischer ausgefallen, als das Vorgängeralbum, wo noch der Roma-Sänger und Trommler Napoleon als audiovisuelle Visitenkarte fungierte. Löffel-Perkussionist und Scatter Tamango hat nun einen neuen Kollegen: Sorin Shukaru (Gesang, Akkordeon, Perkussion). Die 14 Tracks mit weit über einer Stunde Spielzeit haben aber allerdings nur noch wenig mit überlieferter Roma-Tradition zu tun. Dan Handrabur und Kollegen haben ein lupenreines Dance-Album abgeliefert, das den beiden Roma-Sängern nur noch die Rolle der Stimmlieferanten zubilligt und das meist in elektronisch verfremdeter Form. Samples, programmierte Beats und Dancefloor-Rhythmen behalten jederzeit die Oberhand. Zwischen manchmal recht findigen, manchmal aber auch etwas veraltet anmutendem Techno, Dance und Industrial verlieren sich ab und an vereinzelt Geigen, Kontrabässe oder Trompeten. Die Marschrichtung aber geht klar in Richtung Underground-Disse. Der Roma-Part oder die Elektroseite könnten für sich allein gestellt wohl kaum überzeugen. Zusammengezimmert wird allerdings schon eher ein Schuh draus.

SHUKAR COLLECTIVE: Rromatek (www.schrillerille.ch, 30.09.2007)

Die Idee zu diesem Kollektiv kamen den DJ Vasile und Dan Handrabur als sie die Musik der Band Shukar aus Bukarest anno 2003 hörten. Shukar nannten damals die Musik, die sie spielten «Ursari», was soviel wie Bärenzähmermusik bedeutet. Hierbei wurde in Begleitung von verschiedenen «primitive» Instrumenten wie Löffel, Holzfässer und Darabuka gesungen und geschrieen.

Das Shukar Collective verbindet nun diese Tradition, traditionelle Gipsy-Tanzmusik und moderne elektronische Beats und Samples zu einem urbanen rumänischen Sound, zu dem zum Glück keine Bären mehr Tanzen müssen, sondern Menschen beidseitig der imaginären Grenze zwischen Ost und West.

Zwei Jahre sind seit Ihrem Debüt-Album «Urban Gypsy» vergangen. Ihr zweites Album «Rromatek», welches am 28. September in den Handel kommt, ist vielleicht eine Spur moderner. Der Titel des Albums «Rromatek» setzt sich zusammen Roma und Technologie und umschreibt den Inhalt schon sehr gut. Die Betonung liegt in diesem Fall mehr auf der Technologie. Die Songs (Truppa Truppa, Ragga Mami), sind mal feiner Dub, lassen einem davondriften (Oh, Girl…, Mean Macheen) oder einfach nur das Tanzbein schwingen (Hi-Ley, Pam Paraï).

Fazit:
Gelungene Verbindung zwischen urbanen Sound und traditionellen Gipsy-Tanzmusik. Ein Album, das sich auf jedem Dancefloor Europa gut macht und trotzdem nicht seine Wurzeln verrät. Sozusagen das eine nicht lassen und das andere nicht verleugnen. Diejenigen, die eher traditionelle Musik mit modernen Einflüssen mögen wird das ganze zu modern sein. Was soll’s, mir gefällt’s und das Album hebt sich wohltuend von dem ganzen «Shantel»-Kram ab.

Nichts gegen Shantel. Er und einige Andere haben, eine zu Unrecht an den äusseren Rand unseres musikalischen Horizont gerutschte Musikgegend, wider populärer gemacht. Aber langsam sind meine Ohren voll von ähnlich klingenden Gipsy-Moderne-Mischungen.