Markscheider Kunst – Presse

Markscheider Kunst @ SZ

Die Band ‚Markscheider Kunst‘ spielt in der Kranhalle Nehmen wir einen Moment an, es gibt so etwas wie die ‚russische Seele‘ tatsächlich – jene janusköpfige Mischung aus Melancholie und Stolz, die Dostojewski in seinem Werk ‚Der Idiot‘ geprägt hat. Wenn dieses Bild mehr ist als ein Klischee, mit dem wir die vermeintlichen Widersprüche einer fremden Kultur auflösen wollen, dann erklärt es, warum Markscheider Kunst so eigenständig klingen, wie sie es tun. Die Lieder der Formation aus Sankt Petersburg sind von einer tiefen Traurigkeit durchzogen. Sie ist es, die sie von der oft leeren Hektik des Genres Latin-Ska abhebt. Die Melancholie, speziell die des Gesangs von Frontmann Sergey Efremenko, könnte die Seele gefrieren lassen, würden die furchtbar elegant kombinierten Ska-, Latin-, Klezmer- und Afro-Cuban-Rhythmen nicht leichtfüßig und – natürlich – auch etwas stolzgeschwellt gegen allzu trübe Gedanken antanzen. Den seltsamen Namen verdankt die Band übrigens dem gemeinsamen Bergbaustudium. Der Markscheider, auch bekannt als Bergnotar, wurde im Mittelalter eingeführt. Aufgabe des Beamten war es, die Grubengrenzen (Markscheiden) eindeutig zu bestimmen und im Risswerk festzuhalten. Programm ist der Name allerdings nicht: Markscheider Kunst leben gerade davon, musikalische Grenzen zu ignorieren. Heute Abend spielen sie in der Kranhalle des Feierwerks (Hansastraße 39).
biaz

Markscheider Kunst @ Whisperin And Hollerin
Our Rating:

Markscheider Kunst are a Russian band from St Petersburg with a German name which can be translated as „the art of discerning frontiers“ or „colliery surveyor art“ depending on who you trust.

The first sounds more exotic while the latter seems more accurate especially given that the band members were geology students who met during a mine surveyor’s course in the early nineties.

The band apparently began life playing r’n’b and rockabilly but somewhere along the line converted to the salsa ska-reggae style that underpins this, their fifth album. The addition of a brass section in 2000 would appear to mark a turning point.

The emphasis is on upbeat danceability designed to put a smile on your face and a spring in your step.

As if to compensate for time spent underground and the drab Russian climate their own utopia draws upon ethnic influences from sunnier climes, notably styles deriving from Brazil, Cuba and The Caribbean.

There is fast and furious Cumbia Jazz on DJ, plenty of brassed-up salsa grooves, sultry waltzes and gypsy style rhythms and you even get a snatch of ‚Strangers in the Night‘ on Ku.

On top of the ten album tracks all sung in Russian there are two bonus instrumentals: a waltz from an interesting sounding Russian movie Kislorod (Oxygen) and a dub remix of Odnazhdy.

If they are all over the map geographically you get an idea where they are coming from sonically speaking when you learn that they have played support to Manu Chao, performed at WOMEX and won the approval of Charlie Gillet.

As musicians they are no slouches and while they play with tongues in cheeks this is all in the quest for serious fun.

There is no doubt that this kind of music is best heard in a live setting but this album does a good job of catching some of the manic energy of the group.

For the novelty value alone it’s worth checking out.

Quelle: Tim Peacock
Whisperin & Hollerin

Link

Markscheider Kunst @ Jazzthing

Gerade weil russische Bands schnell in die „Russendisko“-Ecke geschoben werden, genießen Markscheider Kunst aus St. Petersburg eine Art Außenseiter-Status. Ihr Markenzeichen ist und bleibt der Latin-Ska, den sie seit Anbeginn ihrer Karriere 1992 verfolgen und über die Jahre perfektioniert haben. Für russische Verhältnisse eine nahezu utopische Vorstellung, mit Ska, Reggae, Cumbia und Kuba-Rhythmen den russischen Untergrund aufzumischen.
Und dafür, dass sie das Rastaland bisher noch nie live erlebt haben, gehen sie mit Off-Beat und TwoTone-Elementen verdammt behände um. Sergey „Efr“ Efremenko dazu: „Wir waren noch nie auf Jamaika und haben auch sonst keine Illusionen über dieses Land. Wir sind zwar eng mit den Skatalites befreundet, einer der ältesten und besten Ska-Bands der Insel, aber wir wissen auch sehr genau, das dort vergleichsweise große Armut herrscht und das Gros der Bevölkerung mit dem Ideengut der Rastas kaum etwas am Hut hat. Schließlich gibt es in Russland ja auch noch ein paar Leute, die nichts von Wodka halten.“ Nach jahrelanger Arbeit an der Basis der Subkultur haben Markscheider Kunst, die ihren Namen von einem deutschen Begriff aus der Bergbau-Sprache herleiten, für „Utopia“ (Eastblok/Indigo) nun etwas relaxtere Töne an- und auch teilweise neue Wege eingeschlagen. Abgesehen von der Sprache keine Spur von typisch russischen Merkmalen. Sergey macht für die Latin-Manie seiner Band hauptsächlich die politischen Altlasten und die geografische Lage seiner Heimat verantwortlich: „In St. Petersburg fehlt uns sehr oft die Sonne. Deswegen machen wir eben sonnige bis tropische Musik und klingen für russische Ohren sehr exotisch. Und da das revolutionäre Kuba ein ehemaliger und enger Bruderstaat der UdSSR war, lag diese Verbindung auf der Hand.“ „Utopia“ hat aber noch mehr zu bieten. Zwei Tracks dieser CD eröffnen völlig neue Horizonte. Zum einen geht es in die Richtung Gypsy-Swing und zum anderen widmet man sich dem Thema Filmmusik. „Musik für Filme zu schreiben ist wie Freestyle-Komponieren“, erklärt Sergey, „du bist völlig frei in deiner Arbeit. Auch wenn sich das dann etwas nach Amélie Poulain anhört. Aber unser Film machender Freund wollte das so. Und da haben wir eben einen melancholisch-possierlichen Walzer kreiert. Es macht uns einfach Spaß, das Publikum zu überraschen und auch mal Sachen zu spielen, die man nicht von uns erwartet.

Quelle: Klaus Hallama
JazzThing
Juni / August 10 Ausgabe 84

Markscheider Kunst @ concerto
Platz 4 World Music Charts

Es ist erstaunlich wie viele russische bands geheime Kontakte zur Karibik haben müssen, oder ist es einfach so, dass in diesem kalten Klima die warmen Klänge von Ska und Reggae besonders beliebt sind?
Ska gibt’s wie Reggae auf der ganzen Welt und dies hier ist die russische Version mit orientalischen Wurzeln.

Quelle: concerto Juni / Juli 2010 Nr. 3
World music charts

Markscheider Kunst @ Ox-Fanzine

Manchmal fühlt man sich als Deutsche in Russland ziemlich heimisch. Da reden die Russen von Butterbrod, Bakenbardy, Schlagbaum oder eben von Markscheider. Nun gut, dass es sich bei Letzterem um einen Vermessungsingenieur im Bergbau handelt, weiß ich auch nur dank Wikipedia. Doch was liegt näher, als sich so zu nennen, wenn man wie alle Gründungsmitglieder von MARKSCHEIDER KUNST Bergbau studiert hat. Aber mag mir einer erklären, wie man unter Tage arbeiten und gleichzeitig karibische Rhythmen, Ska, Rumba und Reggae spielen kann?
Vielleicht halten sich die Musiker von MARKSCHEIDER KUNST ja so am Leben. Möglich ist allerdings auch, dass der Einfluss des ehemaligen kongolesischen Frontmanns Seraphim Makangila die mehrköpfige Band auf andere Gedanken gebracht hat und sie sich nun einfach weiter am Soukous abarbeiten. Live scheinen MARKSCHEIDER KUNST vor Energie nur so zu sprudeln, doch auf Platte gebannt bieten sie eher ein ruhiges und zur Entspannung gedachtes Potpourri ihrer Stücke. Dies ergibt zwar ein anderes Bild von der Petersburger Band, tut dem Spaß, den man beim Hören der Platte hat, aber keinen Abbruch.

Quelle: Katrin Schneider
Ox Fanzine Juni / Juli 2010 #90 Reviews

Markscheider Kunst @ echoes-online

Der gute, alte Ska. Zeitlos irrelevant. Aber eben: Zeitlos. Einen kurzen Augenblick im Zentrum des Pop-Diskurses vielleicht Ende der Siebziger, als The Clash und die Specials Punk in Richtung Jamaika weiterdachten – mit einem antirassistischen Background, der allzu oft auf ein Schachbrettmuster reduziert wurde. Seitdem taugt Ska zumeist eher für den Grillabend-Diskurs. Nothing wrong with that, natürlich; auch wenn so manchem Vertreter aus der Ska-Punk-Szene ein wenig Verwurzelung im kritischen Denken ganz gut zu Gesicht stünde. Etwa den doch hoffentlich längst abgemeldeten Ska-P, denen ich gerne mal ein leider noch zu schreibendes Standardwerk zu linken Antisemitismus über den Kopf ziehen würde. Der gute, alte Ska also. Der uns Provinz-Metropolenkindern ja den ein oder anderen Abend gerettet hat, wenn die lokalen Heroen mit den szenetypisch unlustigen Wortspielnamen zum, jaja, Pogen einluden. Der also. Was hat der auf diesen Seiten verloren?
Neulich erreichte mich tatsächlich eine Platte, die ganz schön unpeinlich Ska war – und Calypso, Reggae und allerlei Tropicalia mehr. Buena Vista Russian Club, wortspielt das Label (und damit ist man auf diesen Seiten ja nahezu daheim, da bewegt man sich ja quasi in unseren Kern-Diskursen). Die dazugehörige Band heißt Markscheider Kunst, fünf Alben und fast zwei Jahrzehnte ist das Spektakel aus St. Petersburg an mir vorbeigegangen. Denn spektakulär ist das jederzeit: Zu den unglaublich sonnigen vibrations kommt ein gehöriger novelty-Faktor in Form russische Texte, deren eigenwilliger Sprachfluss einfach großartig klingt, wenn er auf Hawaii und Highlife trifft. Natürlich gibt es auch Osteuropa-Folklore, aber eben nie ohne die zähflüssige Leichtigkeit von 40 Grad im Schatten bei leichter Brise überm Meer. Utopia heißt das Album, und vielleicht ist das ja eine Ansage – ich bin von diesem tighten, sanft experimentellen, gutgelaunten Sound jedenfalls sehr überzeugt. Und übrigens auch, das sei an dieser Stelle mal angefügt, von der Arbeit des Labels Eastblok, das, wie schon im letzten Jahr etwa mit den großartigen La Minor, wieder einmal eine spannende osteuropäische Band fernab der branchenüblichen Traditions-Purismen gefunden hat und sich so langsam, fernab von Hipster-Pop-Relevanz natürlich, zu einem kleinen Qualitätssiegel gemausert hat.

Quelle: Steffen Greiner
echoes-online.de
23. Mai 2010

Markscheider Kunst @ Westzeit

Als 2003 und 04 die ersten M.K.-Alben via Virgin in Westeuropa erschienen, wollten viele nicht glauben, dass diese Kapelle aus St. Petersburg kommt. Einzig das kehlige Idiom bewies, dass hier nicht Jamaikaner oder wenigstens afrikanische ExilBriten ihr angenehmes Unwesen trieben, sondern eine ebenso spassorientierte wie handwerklich fitte Truppe von Ex-Bergbau-Studenten (daher auch der Name Hase). An all dem hat sich wenig geändert, die Produktion der 12 neuen Songs ist auf dem neuesten Stand der (BassBoxen- und OrkanGebläse-)Technik, Sänger Efr gibt den SkaPunkCrooner und getanzt wird seit dem ersten Ton. Sogar ein Stück des sanften Georgiers Kancheli beginnt fröhlich zu hüpfen wenn M.K. zeigen, dass auch die Neutönerei dem RumbaSka verfallen kann.

Quelle: Karsten Zimalla
Westzeit
01. Mai 2010

Markscheider Kunst @ welt-musik.net

Markscheider Kunst: Utopia

>>> Empfehlung <<<

Eine ungewöhnliche Band ist Markscheider Kunst in mehrfacher Hinsicht. Es fängt mit dem aus der deutschen Bergmannssprache stammenden Namen an, der ganz bestimmt keine russische Band erwarten lässt. Markscheider bedeutet Vermessungsingenieur, und dieses Fachgebiet studierten die meisten Mitglieder der Band, als sie sich in den Neunzigern kennenlernten. Wenn man dann weiß, dass die Truppe aus Russland stammt, wundert man sich wiederum über die Musik, deren Urheber man eher in Mittel- oder Südamerika angesiedelt hätte. Die Erklärung für die Wahl des Musikstils klingt überzeugend: “…weil wir zu wenig Sonne, Wärme und Licht haben. Das müssen wir irgendwie kompensieren. Drogen sind da auf Dauer keine Lösung – Musik schon.”
Auf den Konzerten von Markscheider Kunst, die mit bis zu 13 Musikern bestritten werden, geht es ganz schön wild und stürmisch zur Sache. Doch ist es immer schwer, die Dynamik von guten Livebands im Studio einzufangen. Dies ist nun endlich gelungen. “Utopia”, ihr fünftes Album, wirkt wie live eingespielt, spritzig, locker und voller Energie. Still sitzen fällt dabei schwer. Das schöne daran ist, dass nebenbei auch gutes Songmaterial vorhanden ist und das Album dadurch zu einem wahren Hörgenuss wird. Die sonnige Stimmung, die es ausstrahlt, passt bestens zu den aufkeimenden Frühlingsgefühlen.
Was Markscheider Kunst liefert, strahlt Spaß und unbändige Lebenslust aus. Latin-Grooves mit fetten Bläsersätzen auf einer Ska-Reggae-Grundlage und dazu die russische Sprache – es klingt wahrlich ganz schön verrückt. Sicher ist: Wer das Album gehört hat, sucht nach ihren Tourdaten (siehe unten), da man unweigerlich Lust bekommt, noch mehr von dieser ungewöhnlichen Truppe zu hören und vor allem zu erleben, wie live die Post abgeht. Eine absolute Empfehlung!

Quelle: welt-musik.net

Markscheider Kunst @ laut.de
laut.de-Kritik

Der ‚Buena Vista Russian Club‘ auf tropischem Exkurs.

Review von Adrian Meyer

Bis zu dreizehn Musiker rackern sich bei Markscheider Kunst auf der Bühne oft bis zu drei Stunden lang ab. Sie produzieren dabei Musik, die so gar nicht in ihren Herkunftsort St. Petersburg passen will: eine russische Band mit deutschem Namen, die mediterran und lateinamerikanisch anmutenden Sound produziert? Was sich zuerst ziemlich ungewöhnlich präsentiert, funktioniert auf ihrem fünften Album „Utopia“ erstaunlich gut.
Der „Buena Vista Russian Club“, wie der Promo-Waschzettel die Band betitelt, vereint auf seiner neusten Platte zu russischem Gesang Ska, Reggae und Latin-Jazz und experimentiert dabei mit Merengue („DJ“), Salsa („Sudak“) Bossa Nova und afrikanischen Rhythmen („Utopia“). Letztere sind wohl vor allem ihrem ehemaligen kongolesischen Frontmann Seraphim Makangil zu verdanken, der die Band ab und an noch auf Tour begleitet.
Was sich höchst akademisch und verkopft anhört, ist in Wirklichkeit locker hingerotzte und stets tanzbare Sonnen- und Wohlfühlmusik. Zwar schwankt in Sänger Sergey Efremenkos Stimme stets ein wenig Melancholie und Wehmut mit – beispielsweise im smoothen „Drugie Goroda“ oder im Titeltrack „Utopia“ – doch erinnert nichts an das stereotype Bild vom kühl-grauen St. Petersburg.
„Utopia“ strotzt spürbar vor tropischer Herzenswärme. Der Grund dafür gibt Efremenko gleich selbst: Genau weil wir zu wenig Sonne, Wärme und Licht haben. Das müssen wir irgendwie kompensieren. Drogen sind da auf Dauer keine Lösung – Musik schon.“ Vom russischen Musikpapst Boris Grebenshchikov wurden sie nicht ohne Grund als „einzige fröhliche Band Russlands“ bezeichnet.
Um die Message dieser Musik zu verstehen braucht man der russischen Sprache nicht einmal mächtig sein. Insgesamt ist die Produktion aber doch ein wenig zu glatt und abgerundet geraten. Eine Live-Band dieses Kalibers sollte auf Platte mehr rauhe Kanten aufweisen und eine gewisse Rohheit an den Tag legen, damit sie auch in den heimischen Stereoanlagen die Kraft ihrer Konzert-Atmosphäre reproduzieren kann.
Dass hinter Markscheider Kunst nicht wenige begabte Musiker stecken, die ihre Instrumente zu hundert Prozent im Griff haben, wird anhand der detailverliebten Instrumentierung sofort klar. Gitarren und Blasinstrumenten-Soli geben sich dabei locker-flockig die Klinke in die Hand und erhalten angemessenen Raum um sich zu entfalten.
Diese Sequenzen arten bei Konzerten wohl in deftige Improvisationsorgien aus, bleiben auf der Scheibe aber (leider) meist in ihrem vorgesehenen Rahmen. Trotzdem ahnt man, warum Markscheider Kunst in Russland zu den populärsten Live-Bands gehören.
Markscheider Kunst sind ein weiteres Vorzeige-Beispiel einer globalisierten Musikwelt, in der man nicht mehr zwingend am Äquator leben muss, um tropische Musik zu produzieren. Sogar im arschkalten Winter St. Petersburgs lassen sich nun also überraschend heiße Klänge aus den Proberäumen vernehmen.

Quelle: laut.de

Markscheider Kunst @ aktuell.ru

Markscheider Kunst – Weltmusik aus St. Petersburg

Immeldorf. Der Petersburger Weltmusik-Cocktail von Markscheider Kunst begibt sich auf Deutschlandtour. Die Welt ist sowieso nicht größer als ein Olivenkern. Es ist serviert. Gerührt oder geschüttelt, der Mix macht’s.

St. Petersburg, die nördlichste Millionenstadt im Westen des Ostens von Europa. Fünf Millionen Menschen leben hier. Piter ist etwa 4.000 km von Afrika entfernt. Die Kulturhauptstadt Russlands, vermutlich auch Europas, genießt einen ganz besonderen Ruf.

Immeldorf dagegen, nur geschätzte 2.000 km von Afrika weg, kennt eigentlich kein Mensch. Da leben immerhin auch ca. 250 Leute. Es ist alles etwas gemütlicher, dörflicher eben. Offengestanden auch nicht wirklich eine Kulturhauptstadt. Oder etwa doch? Zumindest ein Kultur-„Hauptdorf“! Auch Immeldorf hat seinen Charme.

Viel scheinen beide auf den ersten Blick nicht unbedingt gemeinsam zu haben. Tja, wären da nicht die Petersburger von Markscheider Kunst und der gute Walter mit seiner urigen Rockkneipe vor Ort. Das „Weiße Ross“ – einfach eine Institution.
„Das Konzert findet doch statt“…

Der Laden vom Walter ist 2004 einmal abgebrannt. Einfach so, alles kaputt. Mangels Tanzboden wurden die wenigen verbliebenen Konzerte in die Scheune verlegt, auch noch im Winter. Eines davon wird denkwürdig bleiben. Markscheider Kunst aus St. Petersburg, am Rosenmontag – sie kamen, sahen und beschlossen: „Wir werden mit anpacken“

Seit jenem Auftritt ist Markscheider Kunst im Süden der Republik ein Begriff, aber ein fester! Der Stilmix, der leger zum Brunch passt, beim Cocktailempfang nicht aufträgt und zum abhotten am Abend geradezu prädestiniert ist – ein Ohrenschmaus. Musikalische Weltreise gratis.
Bergbau-Ingenieure aus dem flachen Petersburg…

Markscheider, ein aus dem Bergbau entlehnter Begriff, in der Kulturszene inzwischen ein Markenzeichen. Die Frechheit aus African, Latino-, Rock-, Ska- und Reggae-Rhythmen so frei und ungezwungen zu variieren, ist wahrlich gelungen.

Und es klappt. Der musikalische Überraschungseffekt lauert bei Markscheider Kunst hinter jeder Ecke. Man neigt dazu, mit der Zunge zu schnalzen, wenn nach einem karibischen Calypso der tiefste amerikanische Funk-Rock auffährt. Wenn der Zuhörer nicht mehr sicher sein kann, ob er in St. Petersburg, in der Karibik oder am Ende gar in Afrika weilt.
Fast hat es eine Spur Erotik, wenn wohl dosierter Barjazz mit russischen Texten garniert ausgeschenkt wird. Und gottlob kommt ja nicht nur die Immeldorfer Partygemeinde in den Genuss dieser Petersburger Extravaganz. Die Band Markscheider Kunst ist auf jeden Fall einen Besuch wert, irgendwo zwischen Piter, Berlin und Wien…
(mb/.rufo)

Quelle: aktuell.ru

Markscheider Kunst @ Schallplattenmann

Markscheider Kunst „Utopia“

World/Global-Mix aus Latin/Ska/Reggae – ’sunny music‘ aus St. Petersburg, Russland

Was ist wichtiger in der Musik, Harmonie oder Kontrast? Es ist wohl die gekonnte Mischung beider Elemente, die Legenden von Langweilern scheidet. Nun mag man die Mitglieder der Markscheider Kunst wohl noch kaum reinen Gewissens als Legenden bezeichnen, zumindest noch nicht außerhalb ihrer Heimat, Russland, doch muss man ihnen eines lassen: Meister der Kontraste sind sie schon längst. Das beweist auch „Utopia“, ihr mittlerweile fünftes Studioalbum seit 1997, das ein interessantes Crossover aus Jazz, Reggae, russischen Texten und noch so einigem Anderen bietet. Fröhlich-sonnige Lieder können dabei schon mal einen leicht melancholischen Unterton bekommen. Tingelnd-tändelnde Melodien versprechen ein locker-leichtes Lebensgefühl, lassen aber auch mal russisch-folklore Schwermut heraushören. All das ist obendrein technisch perfekt umgesetzt – vom Bläsersolo bis zur Hawaii-Gitarre – und gibt einen Vorgeschmack auf die Liveauftritte mit ihren zahlreichen Improvisationen und Jams.
Hauptsächlich mangelnde Russisch-Kenntnisse sind es wohl, die „Utopia“ für den ein oder anderen zu einer etwas schwereren Kost machen könnten, doch selbst dies dürfte nach einiger Gewöhnungszeit nicht mehr allzu schwer ins Gewicht fallen, schließlich handelt es sich hier um einen schönen und interessanten Soundtrack für bevorstehende Sommerabende.
Die Tatsache, dass Markscheider Kunst einfach ein wenig zu ‚anders‘ klingen, erlaubt wohl die Vorhersage, dass sie in Zukunft mit „Utopia“ nicht unbedingt an der Spitze der deutschen Albumcharts zu finden sein werden. Aber wer interessiert sich andererseits schon für besagte Hitliste, wenn er stattdessen diesem verrückten russischen Stilmix lauschen kann. [je: @@@]

Quelle: Schallplattenmann