Shazalakazoo – Presse

SHAZALAKAZOO

Karton City Boom

Folkstep ist also der Begriff, den SHAZALAKAZOO für ihren Sound aus der Taufe gehoben haben. Wozu das aber gut sein soll, und was überhaupt die Gemeinsamkeiten der Songs der zwei Belgrader sein sollen, die es notwendig machen, sich von anderen Stilen tanzbarer Weltmusik abzugrenzen bleibt unklar. Zweifellos, es handelt sich um Tanzmusik mit elektronischen Einflüssen, doch darüber hinaus könnte man über jeden Song einen eigenen Artikel schreiben, so dass ich anfangs dachte, es handle sich um eine Compilation. Von stark balkanlastiger Elektropolka, über Klezmer und Gypsie-Klänge, über Soca anmutende karibische Sounds bis hin zu traditionellen indischen Einflüssen kann man hier fündig werden. SHAZALAKAZOO haben für die Fertigstellung ihres neuen Albums fleißig gecastet. Mit einem reinen DJ Set muss man sich live dennoch nicht begnügen. Die zwei unterlegen ihre Auftritte gerne mit echten Instrumenten. Wieder mal eine gelungene Entdeckung des Berliner Eastblok Labels.
(Eastblok Music / Indigo – VÖ 4.11.2011) Johannes

Karton City Boom @ Funkhaus Europa

Shantel machte die Balkanbeats weltbekannt. Nun mischt das Belgrader Produzenten-Duo Shazalakazoo die europäische Clubszene erneut mit dem osteuropäischen Clubsound auf. Auf ihrem neuen Album „Karton City Boom“, unserer CD der Woche.

Ein Stück europäischer Geschichte

Die Geschichte von Shazalakazoo ist ein Stück europäischer Geschichte der vergangenen beiden Jahrzehnte – geprägt von politischen Spannungen, Emigration und globaler Vernetzung durch das Internet. Begonnen hat alles im Belgrad der späten Neunzigerjahre. Shazalakazoo sind damals zu viert und spielen Jazz mit Rock- und Folkeinflüssen – Uroš an der Geige, während Milan noch mit Flöten experimentiert. Zu einer Plattenveröffentlichung kommt es nie. Die Jugoslawien-Kriege und der sich anbahnende Kosovo-Konflikt treiben die Hälfte der jungen Band ins Ausland. Der Bassist packte seine Sachen und zieht ab nach Prag. Kurz darauf geht der Gitarrist nach Chicago. Die in Belgrad zurückgebliebenen Milan Djuric und Uroš Petkovic machen aus der Not eine Tugend und satteln auf elektronische Musik um.

Neue Identität durch Elektronik

Shazalakazoo – Karton City Boom

Es ist die Zeit der Jahrtausendwende. Triphop, Drum `n`Bass und Jungle bestimmen den Clubsound auf dem europäischen Festland. Milan und Uroš zögern nicht lange und schaffen sich ihre ersten Computer mitsamt einfacher Musik-Software an. Die Vision: Wenn sich die neuen elektronischen Genres aus Großbritannien so einfach mit Reggae verbinden lassen, dann bestimmt auch mit traditioneller Balkan-Bläsermusik. Schließlich spielen die rasend schnellen Blasorchester aus ihrer Heimat in einer ähnlichen Geschwindigkeit wie Drum `n`Bass und Jungle. Man nehme also einen Gassenhauer aus dem Nachbardorf, unterlege ihn mit den wummernden Beats und heraus kommt: Der Shazalakazoo-Sound.

Ideen aus dem globalen Dorf

Die Idee, Balkanbläser mit Elektronik zu vermengen, entwickelt sich schnell zum Hype. Shantel läuft mit seinem Stück „Disko Partizani“ im Radio. In westeuropäischen Clubs wie dem Berliner Lido, dem Kölner Gebäude 9 oder dem Wiener Ost Klub sind Balkanbeats-Partys der neue Geheimtipp. Endlich stimmen die Umstände für Shazalakazoo. Die beiden sind plötzlich gefragt, touren um die Welt und veröffentlichen ihr Debüt „Speaking Balkanian“.

Parallel dazu entstehen an Orten wie Rio de Janeiro, Buenos Aires, Kapstadt oder Luanda neue Tanz-Hybride, die ein ähnliches Konzept verfolgen: Baile Funk, Cumbia Digital, Kwaito und Kuduro verbinden lokale Rhythmen und Melodien mit elektronischen Clubsounds. Die Peripherie entwickelt ihren eigenen Sound mit einer selbstbewussten Botschaft: Die Trends kommen heute nicht mehr aus Berlin, London oder New York, sondern aus dem globalen Süden.

Für Shazalakazoo beginnt damit eine neue Inspirationsphase. Durch Facebook, MySpace und Soundcloud knüpfen sie Kontakte zu Produzenten und Sängern der Szenen von Cumbia Digital und Baile Funk. Zunächst produzieren sie einzelne Remixe, dann trauen sie sich an den nächsten großen Wurf und verkünden mit breiter Brust: Auch wir haben Ghettos, auch wir können Ghetto-Sound.

Karton City Boom

Dieses Konzept liegt dem neuen Album „Karton City Boom“ zugrunde. Das Albumcover ist eine Fotocollage der Belgrader Slums, die auch Karton Cities genannt werden. Umrahmt von schrillen Neon-Mustern stehen im Vordergrund die beiden Musiker mit entgeisterter Mine. Shazalakazoo haben „Das Tor zum Balkan“ mit dem „Zuckerhut“ auf denselben Tonträger gebracht. Das Ergebnis klingt verblüffend harmonisch, dynamisch und tanzbar.

Die 15 Tracks bieten Elemente aus dem angolanischen Kuduro, Dubstep aus England und dem Baile Funk Brasiliens. Auf gleich drei Stücke singt die aus São Paulo stammende MC GI. Der Song „Pura Cachorrada“ fängt wie ein typischer Baile Funk an. Die Sängerin rappt über einen tropischen Rhythmus.

Doch schon nach wenigen Takten brechen effektvolle Balkanbläser durch, und MC GI singt auf Portugiesisch über einer südost-europäischen Melodie. Weitere Gastmusiker sind Rapper Killo Killo oder Wikluh Sky aus der Belgrader Musikszene. Killo Killo erzählt auf dem leichtfüßig- treibenden HipHop-Beat von „Baklava Lover“ von der Magie der „Balkan-Girls“. Die Jazz-Sängerin Sofja Knezevic flirtet auf „Sunny Side oft he Street“ mit Electro-Swing. Alle Bläsersätze wurden vom Romano Duruli Orchester eingespielt.

Transkontinentale Klangreise

Innerhalb einer knappen Stunde Gesamtlaufzeit liefern Milan Djuric und Uroš Petkovic eine komplexen Klangkosmos ab. Die stilistische Basis bleibt in den heimatlichen Gefilden. Rhythmisch nehmen Shazalakazoo den Hörer mit auf ihre biographische Reise. Jene Reise, die vor rund fünfzehn Jahren in Belgrad als Jazzband begann und über westliche Clubs zum Ghetto-Sound des globalen Südens führte. Aus jeder Periode haben sie die Essenz destilliert und sie nun auf „Karton City Boom“ in eine überzeugende Form gegossen.
(Lukasz Tomaszewski)

Karton City Boom @ Generation Bass

(I’m a little behind posting this since it came out last Friday, but I’ve been waiting for the exclusive download you can grab at the bottom…)

Shazalakazoo are engaged on an all out Balkan assualt – after dropping the incredible BANG! BANG! EP on your favourite label last Monday, they returned on Friday with a full length album, released by Eastblok.

Between 12 and 16 Balkan bangers are served up here – depending on the format you go for – in Shazalakazoo’s inimitable style, with plenty of brass but also rhaita / zurna style sounds and crazy gypsy synth lines which are much closer to the authentic Balkan Gypsy sound right now. Slow and sexy dembowesque beats abound, often filled in with snatches of d&b breaks – not enough to turn these into insane balkancore but just enough to give each individual drum hit a massive nervous energy.

As with the Bang Bang EP, influences other than Balkan music are on show here: a baile funk feel is lent to three tracks featuring MC Gi, and these end up being some of the most forward-looking tunes on the album, particularly the elctro-funky-balkan-baile of Sai Fora (excitingly the boys have been working with Zuzuka Poderosa – amongst others – on more Baile/Balkan stuff). Elsewhere Sunny Side Of The Street is an extremely well executed electro swing tune in the Parov template (although a fairly strong argument can be made that the world doesn’t need any more electro swing). As you’d expect, one of the other main ingredients here is moombahton, with Bang! included from the EP – fast becoming my moombah tune of the year – as well as the more bleepy Istraton, one of the more purely electronic tunes on the LP.

Shazalakazoo’s well known sense of humour comes through on Miss Platnum-esque Baklava Lover with it’s hilarious vocals from Killo Killo – tongues firmly in cheeks with this one (‘Those crispy nuts make my nuts go nuts!‘), without the tune ending up being just a novelty – as a DJ you could definitely play this one out, whereas Shantel is still probably the only person who could get away with dropping Disco Boy.

Comparisons with Shantel are kind of inevitable – he’s one of their only peers at this level of Balkan club music – and Shazalakazoo come out very favourably, with maybe a less shiny sound but also a much less sickly one. They’ve still got massive crossover potential, as tunes like Baklava Lover, Plus 49 with its Neptunes-like chorus (courtesy of Wikluh Sky), and the epic Kalafornication – just crying out for a huge outdoor stage – prove.

Karton City Boom @ Funkhaus Europa

Shazalakazoo sind zurück mit ihrem neuen Album. „Karton City Boom“ haben sie es getauft. Milan Djuric und Uroš Petkovic aus Belgrad haben sich mit ihren Produktionen und Remixen längst einen Namen außerhalb der Balkan Szene gemacht. Wo innovative Balkan-Musik auf Global Bass trifft, dort fühlen sich die Herren von Shazalakazoo zu Hause. Unser 5 Planeten Reporter Daniel Wahl hat sich mit den beiden unterhalten.

Shazalakazoo
Die Anfänge
Die Geschichte von Shazalakazoo beginnt 1995 als vierköpfige Band noch in einer anderen Formation. Die damalige Band schafft es nie ein Album aufzunehmen. Es sind sehr schwere Krisenjahre in Serbien und Musik hat nicht immer Priorität. Die Folgen des Jugoslawien – Krieges und der absehbare Kosovo Konflikt zwingen die einzelnen Mitglieder Entscheidungen zu treffen: der Bassspieler wandert aus nach Prag, und der Gitarrist nach Chicago. Auf einmal stehen Milan Djuric und Uroš Petkovic alleine da.

Milan Djuric: „Alles begann mit einer vierköpfigen Band: Gitarre, Bass, Schlagzeug, und ich sang und spielte auf verschieden Holzflöten. Anfangs spielten wir eher eine Mischung aus Jazz, Rock, Ethno und anderen Stilen. Und nach dem ersten Jahr kam dann Uroš mit seiner Geige in die Band.“

Mit Computern begannen die beiden dann neue Sounds auszutüfteln: Milan spielt nicht nur eine USB-Klarinette sondern bedient auch verschiedene Midi-Geräte, Uroš spielt E-Geige und ist der DJ des Duos.

„Karton City Boom“
Erschienen ist das Album (Dig/CD/Vinyl!) auf dem berliner Label Eastblok Music. Sowohl serbische Künstler wie z.B. MC Killo Killo, Hornsman Coyote, St. Sevqet oder Blaskapellmeister Romano Duruli, als auch internationale MCs wie MC Gi aus São Paulo und Zanillya aus Amsterdam werden darauf gefeatured. Shazalakazoo beweisen mit „Kartoon City Boom“, dass sie den Spagat zwischen traditionsreichem Balkan und verschiedenen Spielarten elektronischer Bassmusik perfektioniert haben.

Milan Djuric: „Die Musik von Shazalakazoo ist vor allem Tanzmusik. Bassmusik stark gewürzt mit den live Balkan -Sounds, die entweder selber spielen, aufnehmen, samplen oder schneiden etc. Aber wir nehmen nicht nur Balkansounds, sondern ebenfalls schwarzafrikanische und lateinamerikanische Elemente auf.“

Folkstep
„Folkstep“ so heißt nicht nur ein Track des neuen Albums, der Begriff beschreibt auch den Sound von Shazalakazoo: elektronische Beats und Rhythmen vom Rechner werden mit mit Folklore-Samples oder folkloristisch angehauchten Melodien gemischt. Milan und Uroš schöpfen dabei aus allen musikalischen Ressourcen, die Belgrad – „das Tor zum Balkan“ – zu bieten hat. Neben arabischen, persischen und türkischen Einflüssen, die sich in der Musik Serbiens wiederfinden, lassen sich Shazalakazoo besonders von moderner Zigeunermusik beinflussen.

Milan Djuric: „Den größten Einfluss bekommen wir von einer Musikrichtung die sich TALADA nennt. Die Musik wird von den muslimischen Zigeunern aus Südserbien, Mazedonien, aber auch aus Bulgarien nahe der griechischen Grenze gespielt. Also vorwiegend muslimische Zigeunermusik die sich bei 80-90 BPM bewegt, und sich deshalb gut mit Drum ‚N‘ Bass und Drumstep kombinieren lässt. Es ist eine absolut elektronisch produzierte Musik: man hat also elektronische Rhythmen, Synthesizer und einen Sänger. Und das war’s!“

Turbo-Folk
Im Gegensatz zum progressiveren Folkstep, herrscht in Belgrad aber nach wie vor der sogenannte Turbo-Folk. Dieses Genre ist in Südosteuropa sehr populär. Anfangs war diese Musik eng verbunden mit den Nationalismen in dieser Region. Musikalisch ist es eine sehr billig anmutende Mischung aus Volksmusik oder Schlagern mit Rock, Pop und/oder Techno. Insofern kann man Shazalakazoo gut verstehen, wenn sie sich mit ihrem Geschmack auf das Feedback des offeneren Auslands stützen.

Milan Djuric: „Es ist ja bekannt dass wir mehr in Europa als in Serbien spielen weil… Shazalakazoo mehr in Richtung Worl Bass bzw. Balkan Bass – unsere Musik ist ja stark von Balkanelementen geprägt – und ethnische Balkanmusik ist nicht wirklich attraktiv für die jungen Underground Kids in Belgrad, deswegen lehnen sie diese Musik eher ab. Die populärste Musik in Serbien heißt Turbo-Folk. Es handelt sich um ein Mischung aus Folklore-Sounds und wirklich schlechtem, billigem Elektro-Pop. Man hört es in fast allen Radiosendern, und wenn du in die Bäckerei gehst um etwas zu kaufen, hörst du ebenfalls diese Musik. Man kann sich also vorstellen warum die underground Kids so allergisch reagieren auf alles was ein bisschen eine Ethno-Note hat. Deswegen hören sie meistens House, Dubstep, Drum’n‘ Bass oder sonst was.“

Das Publikum in Deutschland hat sich als das empfänglichste Publikum für die Musik von Shazalakazoo erwiesen. Anlässlich des neuen Albums von Shazalakazoo wird am 19. November im berliner Lido die Releaseparty zu „Karton City Boom“ stattfinden. Außerdem werden die beiden Belgrader zum großen Funkhaus Europa Finale 2011 am 31. Dezember ins kölner Gloria kommen.

Karton City Boom @ Sound-And-Image

Jeden Tag was dazulernen. Begriffe wie Favela und Township stehen für Slum-Viertel am Rande ganz bestimmter Metropolen. Auf dem Balkan, wo alles zwar etwas kleinteiliger ist, dafür aber an bestimmten Stellen genauso jämmerlich zugeht, werden solche Armutsecken auch „Kartonstädte” genannt. So viel zum Thema Allgemeinbildung. Mit jenem sozialen Hartpapier-Ambiente befassen sich auch zwei Balkanesen, die daraus globale Beats zusammenschrauben. Milan Djuric und Uros Petkovic kommen aus Belgrad, einer Stadt, die ebenfalls mit viel Karton gesegnet ist. Analog zu den brasilianischen Baile-Funk-Erfindern, die einst den heißen Sound der Favelas im Musikmarkt einführten, haben sich die beiden Serben nun darangemacht, ihre vertrauten Balkan-Beats mit anderen, internationalen Pappkarton-Rhythmen zusammenzupacken. Und so erleben wir bei Shazalakazoo eine wilde Mischung aus HipHop, Baile-Funk, Banghra-Riddims, Roma-Blech und Dancefloor-Breaks. Gebastelt wird am Computer: Erst die Beats, dann eine Portion einheimische Traditionsmucke (hier also der Gypsy-Brass) und zum Schluss globale Raps und sonstige Vocals. Patchwork nennt man so was dann oder eben auch „Karton City Boom”. Djuric und Petkovic scheuen sich nicht, einschlägige Vorbilder wie Fanfare Ciocarlia, Shaggy oder Magnifico zu zitieren. Hauptsache es kommen tanzbare Beats dabei raus. Und von denen gibt’s auf diesem Album jede Menge. Dass bei dieser Vorgehensweise der Tiefgang manchmal etwas zu kurz kommt, versteht sich da von selbst. Der wird aber auf dem Floor weniger gebraucht und insofern ist gegen eine zünftige Party-Scheibe wie diese auch nichts Grundlegendes einzuwenden, denn hier zählt nur, was Transpiration erzeugt.